Erkki-Sven Tüür: Requiem


wer

Albert Schweitzer Chor

Capella Lutherana

Leitung: Matthias Krampe

 

Gerswind Olthoff, Viola

Yuri Mizobuchi, Sopran

Mathilde Hoursiangou, Klavier

 

was

Erkki-Sven Tüür, Requiem (1994)

B. Britten, Lachrymae

 

wann und wo

ACHTUNG: am SAMSTAG, 16ten NOVEMBER 2013!

19:30 Uhr

in der Lutherischen Stadtkirche

Dorotheergasse 18, 1010 Wien


Kartenpreise

   VORVERKAUF: oeticket oder ticketonline - siehe Links links

 

   Abendkasse: 1 Stunde vor Beginn

   Kat A: EUR 25,-- Kat B: EUR 18,--
   für SchülerInnen und Studierende EUR 18,--//EUR 12,--

   freier Eintritt für InhaberInnen des Kulturpasses!


"Requiem" von Erkki-Sven Tüür:

Ein wahrhaft großes Chorwerk der Moderne ist in Wien zu entdecken!

 

Eigentlich ist Erkki-Sven Tüür (*1959) in Österreich kein Unbekannter mehr, er war in bei den „Klangspuren Schwaz“ ebenso präsent wie bei „Imago Dei“ in Krems, gilt als „einer der bemerkenswertesten Komponisten seiner Generation“, dennoch werden viele seinen Namen nicht einzuordnen wissen.

 

Tüür kombiniert moderne Elemente wie Cluster, Polyrhythmik, Atonalität und Klangschichten mit traditionellen Elementen wie Diatonik, Modalität und Dreiklangsharmonik, wobei ein Kernfaktor die Versöhnung zwischen musikalischen Welten ist. Seine Musik ist dabei von größter spiritueller Kraft und Ausstrahlung. Der in seiner estnischen Heimat, in Tallinn, ausgebildete Tüür schreibt: „Bei meinem kompositorischen Schaffen handelt es sich ausschließlich um das Verhältnis zwischen geistiger und emotionaler Energie sowie um die Möglichkeiten, diese zu lenken, zu konzentrieren, zu liquidieren und wieder ansammeln zu lassen. […] sie [meine Stücke] entfalten sich innerhalb eines Raumes, der sich unablässig verschiebt, ausdehnt und zusammenzieht, aber nicht etwa wie ein feingliedriges Mosaik, sondern eher wie eine säulenhafte Skulptur.“ Die Klangsprache seines "Requiem" ist damit durchaus zutreffend beschrieben, es überlagern sich mehrere Schichtungen.

 

Assoziationen an den gregorianischen Choral (vielleicht aber auch an Mozarts Requiem) begleiten das Hören, während das Klavier häufig eingesetzt wird, um den Klang aufzurauen, es durchbricht mit rhythmisch-energetischen Pfeilen immer wieder die sich langsam in immer neuen Anläufen aufbauende Linien und sich verdichtenden Harmonieflächen des Chores, bis dann am Ende das Werk wieder in gregorianisch anmutender Stimmung verklingt.

Die musikalischen Konventionen geben Halt und schaffen eine – gerade auch für den nicht-spezialisierten Hörer – nachvollziehbare Dramaturgie innerhalb einer eindeutig im Jetzt angesiedelten Klangsprache die uns Heutige ganz gegenwärtig anrührt, Schmerz, Klage, aber genauso Hoffnung, Trost und Ruhe Raum gibt.

 

Tüürs Klangflächen wecken aber nicht nur Erinnerungen an Architektur sondern genauso an Werke der bildenden Kunst, Tüür selbst verweist in der Neuzeit auf Anselm Kiefer und Rothko als ihn inspirierende Künstler.

 

Persönlich denke ich an den Korintherbrief: “Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich's stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin“ (1.Korinther 13,12). Musik steht hier für existentielle Erfahrungen, für gläubige Menschen im Gegenüber zu Gott, und Tüür beharrt auf diesem existentiell Berührt-Sein „[music is] not a matter of entertainment for me; it' s a matter of existence“.

 

Und so lade ich ein zu dieser Musik, zu dieser Hörerfahrung, die Sie sicher bereichern, Ihnen hinterher vielleicht sogar unentbehrlich geworden sein wird!

 

 

Auch Benjamin Britten, dessen 100. Geburtstag wir heuer am 22. November feiern dürfen, steht für eine Musik, die als prononcierte Musik des 20.Jh. keinesfalls an der Tradition geschulte Hörgewohnheiten übergeht. „Lachrymae“ ist seine Referenz an den Renaissance-Komponisten John Dowland.

Britten verarbeitet konsequent und extrem vielschichtig das Material von Dowlands „If my complaints could passion move“ und „Flow, o my tears“, untertitelt das Werk als „reflections“, wohl um sich von der herkömmlichen Vorstellung musikalischer Variationen abzugrenzen.

Außerhalb des Dur-/Moll-Systems ist die Musik unmittelbar zugänglich und verständlich, von großer Emotion, voll Nachdenklichkeit aber auch Trauer. In seinem Todesjahr 1976 entstand aus dem ursprünglich für Viola und Klavier komponierten Stück die Fassung für Viola und Streichorchester, das ihm zum Gedenken erklingt.