wer
Jan Petryka, Tenor
Udo Bachmair, Lesung
was
wann und wo
Mittwoch, 11ter November 2015
19:30 Uhr
Reformierte Stadtkirche
Dorotheergasse 16
1010 Wien
Kartenpreise |
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VORVERKAUF über oeticket, siehe links
Abendkasse: 1 Stunde vor Beginn
Erwachsene EUR 17,-- freier Eintritt für InhaberInnen des Kulturpasses! |
“... warum muss ich hier leiden?...” fragte der polnische Protestant Jan Sztwiertnia seinen ebenfalls im Zuge der NS-Aktion ‘Vernichtung der polnischen Intelligenz’ ins KZ verschleppten Pfarrer. “Ich habe ja niemals ... niemals ... den Deutschen etwas Böses angetan. ... Ich habe ruhig gelebt ... bin niemandem in den Weg gekommen... und diese hier... quälen mich”.
1940 kam der junge hochbegabte Komponist elendiglich im KZ Gusen ums Leben. Sein Begabtenstipendium für Paris bei Nadia Boulanger konnte er nicht mehr antreten. In seinem Werk verschmilzt er genial polnische Volksliedtradition mit spätromantisch bis impressionistischer Harmonik. “Er war ein Meteor, der nur kurz aufleuchtete und ein paar Dutzend echte Perlen hinterlassen hat (...), wir sollten sie behüten, (...) sie an alle die Generationen weitergeben, die ihn nicht gekannt haben, hätten aber kennen lernen sollen.” (Emil Baron).
Simon Laks wurde in eine assimilierte jüdische Familie in Warschau hineingeboren. Das Vernichtungslager Auschwitz überlebte er als Kapellmeister der Lagerorchesters. Es stand als Komponist und Wahl-Pariser vor dem Krieg der sog. “École de Paris” nahe, geprägt vom Bemühen um formale Perfektion und harmonische Raffinesse aber ebenso – wie auch Sztwiertnia – in der polnischen (Volksmusik-)Tradition verankert. Langsam wird sein Werk wiederentdeckt, allerdings wird man diesen Künstlern nicht gerecht, wenn die Rezeption nur unter den Vorzeichen ihrer Erfahrungen in den Vernichtungslagern des NS-Regimes steht.
Um es mit Worten von Frank Harders-Wuthenow zu sagen: “Das Schaffen und die Biographien von Komponisten wie Laks [oder Sztwiertnia] laden zur Beschäftigung mit einem zentralen Aspekt europäischer Kulturgeschichte ein, der Transkulturalität und Transnationalität. Alle genannten Komponisten traten aus ihrem nationalen Kontext heraus und fanden in der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Strömungen der europäischen Avantgarden ihrer Zeit zu einem gleichermaßen individuellen wie universellen Stil.”
Ein solcher Blick auf “die zahlreichen grenzüberwindenden Wechselströme in der Musik [...], die sich mehr durch Verbindendes auszeichnen als durch Trennendes” ist wohl gerade heute wieder von höchster Aktualität.