wer
dolce risonanza:
Gunda Hagmüller verstümmte Violin (skordierte Violinen)
Florian Wieninger Basso di Viola (Violone)
Anton Holzapfel Organo di legno (Orgelpositiv)
was
Georg Muffat (1653–1704)
Ciacona
Apparatus Musico-Organisticus (Wien 1690)
*****
Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704)
Die Sonaten über die Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes
Sonata XI. Die Auferstehung accordo g g’ d’ d’’
Sonata
Surexit Christus hodie
Adagio
Sonata XII. Christi Himmelfahrt accordo c’ e’ g’ c’’
Intrada
Aria Tubicinum
Allamanda
Courente / Double
Sonata XIII. Ausgießung des Heiligen Geistes
Sonata accordo a e’ cis’’ e’’
Gauott
Guigue
Sarabanda
Sonata XIV. Mariae Himmelfahrt accordo a e’ a’d’’
Grave / Adagio
Aria
Guigue
Sonata XV. Die Krönung der Jungfrau Maria accordo g c’ g’ d’’ Sonata
Aria
Canzon
Sarabanda
*****
Franz Matthias Techelmann (1649-1714)
Allamand: dell: Allegrezze alla Liberatione di Vienna
Toccate, Canzoni, Ricercari, et altre Galanterie
*****
“Schmelzer” attrib.
Sonata. 80. Der Türcken Belägerung der Stadt Wien accordo a..e’ h’ e’’
Adagio. Der Türken Anmarsch
Aria, adagio. Der Türken Belägerung der Stadt Wien
Der Türken Stürmen
Anmarsch der Christen
Treffen der Christen
Durchgang der Türken
repete 3. Victory der Christen
Wein + Brot im Anschluss an das Konzert im Gespräch mit den Musikern
wann und wo
Samstag, 12ter September 2015
19:30 Uhr
Lutherische Stadtkirche
Dorotheergasse 18
1010 Wien
Kartenpreise |
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VORVERKAUF über oeticket, siehe links
Abendkasse: 1 Stunde vor Beginn
Erwachsene EUR 20,-- freier Eintritt für InhaberInnen des Kulturpasses! |
Die Mysterien-Sonaten des Heinrich Ignaz Franz Biber. Der erstaunliche Zyklus der sogenannten Rosenkranz-Sonaten, ein Prunkstück gegenreformatorischer Kirchenmusik, steht im Spannungsfeld zwischen Marien-Andacht und Virtuosität, Zahlenmystik und Skordatur, und einer versteckten Widmung des jesuitisch gebildeten Musikers Biber an den protestantischen Wissenschaftler Johannes Kepler, dem Entdecker der Sphärenharmonie.
Im Hauptteil erklingen die 5 dem Jahreskreis entsprechenden Mysterien-Sonaten. Zusätzlich kommt als Klammer ein Orgelstück von Muffat als Einstimmung und zum Abschluß die Sonate Nr. 10 „Die Kreuzigung“, allerdings in der im Wiener Minoriten-Kodex überlieferten Form der sogenannten Türkenschlacht-Sonate – die Entsatzschlacht fand am 12. September (1683) statt!. Die Version ist gegenüber dem Original etwas verändert, einen Ganzton höher transponiert und mit einem neuen Schlußteil „repete 3.“ versehen, also einem sprichwörtlichen „trium fare“. Interessanterweise ist sie dort unter „Schmelzer“ geführt, wobei J. H. Schmelzer ja bereits 1680 an der Pest verstarb, es könnte sich also um das Arrangement eines seiner geigenden Söhne aus der Hofkapelle handeln.
Zum Spannungsfeld zwischen den Religionen: Die Dissertation „Ordo arithmeticus“ (Dieter Haberl, Salzburg 1995) zeigt nicht nur die intensive Beschäftigung H.I.F. Bibers mit Zahlensymbolik und Sphärenharmonie auf, sondern verweist auf die Widmung, die überraschenderweise nicht seinem Dienstherren, dem Salzburger Erzbischof Maximilian Gadolph gilt, sondern „der Sonne der Gerechtigkeit und dem Mond ohne Fehl gewidmet“ ist. Unschwer lassen sich hier Jesus und Maria decodieren, weitere Hinweise und Formulierungen weisen jedoch einen für einen jesuitisch gebildeten Musiker in Diensten des großen Protestanten-Vertreibers erstaunlichen Weg: So soll der erstaunliche Zyklus tatsächlich dem Entdecker der Weltharmonie gewidmet sein, dem Protestanten Johannes Kepler, dem Autor der „Harmonices mundi“ über die Harmonik der Welt!
Stehen die zahlreichen „Verstimmungen“ der Violine also in großem Zusammenhang zwischen Wissenschaft, Musik und Glaube?
„[...] ist es unverschämt von mir, wenn ich den einzelnen Komponisten unserer Zeit eine kunstgerechte Motette für meinen Lobpreis fordere? Einen geeigneten Text könnten die heiligen Bücher liefern. Wer die in meinem Werk dargestellte Himmelsmusik am besten ausdrückt, dem stellt Clio ein Blumengewinde in Aussicht und Urania verheißt ihm die Venus als Braut.“ (Johannes Kepler, Harmonices mundi, 1619 Linz)